Der Flugzeugträger Theodore Roosevelt (CVN-71) ist der vierte Flugzeugträger der Nimitz Klasse. Er ist atomgetrieben, hat eine Verdrängung von rund 97.000 Tonnen und können bis zu 85 Flugzeuge tragen. Das Schiff ist an der Wasserlinie 317 Meter lang. Zum Betrieb des Schiffes sind bis zu 5000 Besatzungsmitglieder an Bord.

Auf der Theodor Roosevelt erkrankten am 24.3. die ersten Seeleute an COVID-19. am 31.3 waren ca. 100 Seeleute erkrankt. Der damalige Kapitän des Schiffes richtete ein verzweifeltes Schreiben mit der Bitte um sofortige Evakuierung an seine Vorgesetzten, das später an die Öffentlichkeit gelangt ist. Er schrieb in dem Brief: „Wir befinden uns nicht im Krieg, es müssen daher keine Seeleute sterben.

Der Bitte wurde zuerst nicht Folge geleistet. Der zuständige Verteidigungsminister Mark Esper verweigerte zunächst eine Evakuierung, um sie einen Tag später doch anzuordnen, nachdem sich die Anzahl der Fälle nochmals verdoppelt hatte.

Kapitän Brett Crozier wurde jedoch wegen Vertrauensverlust, Verbreitung von Panik und Unprofessionalität entlassen. Das folgende Video zeigt Kapitän Crozier beim Verlassen „seines“ Schiffes:

Es ist manchmal als Führungskraft schwer, die richtigen Dinge zu tun. Brett Crozier hat als Kapitän, die Verantwortung für seine Mannschaft. Seiner Einschätzung nach, bestand aufgrund der beengten Verhältnisse auf dem Schiff eine große Gefahr, dass die Mehrzahl seiner Leute an Covid-19 erkrankt. Er hat diese Einschätzung an seine Vorgesetzten weitergemeldet, und um die Evakuierung des Schiffes gebeten. Möglicherweise war seine Einschätzung nicht richtig. Was wäre aber, wenn er sich nicht geirrt hat und es wäre eine Mehrzahl an Bord erkrankt und dann auch einige verstorben? Hätte er mit dieser Entscheidung den Rest seines Lebens leben können?

Wenn das US-Verteidigungsministerium seiner Einschätzung so sicher war, warum wurden dann einen Tag später fast alle Seeleute von Bord geholt?

Die Optik für die US-Regierung ist nun verheerend. Der Kapitän wird als Held von seiner Mannschaft gefeiert. Die Öffentlichkeit ist aufgrund des Vorgehens des Verteidigungsministeriums aufgebracht. Der mediale Schaden könnte nicht größer sein.

Natürlich ist ein Unternehmen nicht 1:1 mit dem Militär zu vergleichen, aber ich versuche es.

Wenn Führungskräfte für ihre Überzeugung kämpfen, dann ist das etwas das einem Unternehmen nützt. Wenn Führungskräfte 100% hinter ihren Mitarbeitern stehen, dann werden die Mitarbeiter auch 100% hinter ihren Vorgesetzten stehen, und diesen auch in schwierigen Zeiten folgen. Was wir immer wieder vergessen ist, dass Führungskräfte dazu da sind, zu allererst die physische und psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu schützen und danach dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter ihre Aufgaben möglichst effizient und ohne Behinderung durchführen können. Die Manager arbeiten also für Ihre Mitarbeiter, nicht umgekehrt.

Der Flugzeugträger würde ohne Mannschaft nicht einmal einen Meter fahren, Die 4.600 Besatzungsmitglieder würden es ohne Kapitän aber sicher hinbekommen das Schiff in Bewegung zu setzen.

Unternehmen kämpfen damit, dass Mitarbeiter sich nicht mit dem Unternehmen im nötigen Ausmaß identifizieren. Laut Gallup Engagement Index 2018 identifizieren sich lediglich 12% der Mitarbeiter in Österreich mit Ihrem Unternehmen. 88% der Mitarbeiter haben eine geringe oder keine Bindung an Ihr Unternehmen. Viele Mitarbeiter gehen ungern ins Büro und sind froh, wenn das Wochenende kommt. Wenn sich eine Chance ergibt, die Situation zu verbessern, werden sie zu einem anderen Unternehmen wechseln.

Mitarbeiter verlassen Führungskräfte nicht Unternehmen. Führungskräfte wie Captain Crozier sind für deren Manager sicherlich schwieriger im Umgang denn „Ja-Sager“. Führungskräfte sind jedoch gut beraten, sich nicht lauter „Ja-Sager“ als Mitarbeiter zu halten.

Falls Sie als Führungskraft vor einer schwierigen Entscheidung stehen und davon überzeugt sind, das richtige zu tun, dann kämpfen Sie dafür, auch wenn es ihnen den Job kosten könnte.

Falls Sie gerade auf der Suche nach einer Führungskraft sind, stellen Sie Kapitän Crozier ein. Sie brauchen mehr Leute wie ihn. Er wird ihnen Ihr Leben nicht einfacher machen. Dafür werden Sie aber auch nicht bezahlt. Sie werden aber im Team mit ihm gemeinsam zu besseren Entscheidungen gelangen und die Mitarbeiterbindung zu den Unternehmen wird sich durch solche Führungskräfte wesentlich verbessern.

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Werner Illsinger

Managing Partner bei Digital Society Consulting
Werner Illsinger ist systemischer Coach, Unternehmensberater sowie Lektor an der FH-Kärnten. Sein Herzensanliegen ist es, dass Arbeit Spaß macht.
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